Bei all den NIS2-Diskussionen in den letzten Wochen (und Monaten) könnte man übersehen, dass gerade eine neue Version der ISO 27019 veröffentlicht wurde. Diese Norm spezifiziert die Sicherheitsanforderungen an Unternehmen in der Energieversorgung, zitiert und erweitert die ISO 27002 und ist für Informationssicherheits-Zertifizierungen relevant.
Hierin werden recht konkrete Anforderungen (Controls) an den sicheren Betrieb von Prozesssteuerungssysteme beschrieben und geeignete Sicherheitsmaßnahmen erläutert.
Neben der Anpassung an die bereits mit ISO 27002:2022 geänderte Strukturierung der Controls wurden einige energiespezifische Aspekte ausgebaut und hinzugefügt. Diese energiespezifischen Erweiterungen betreffen im Einzelnen:
Organisatorisch
Physische Sicherheit
Technische Maßnahmen
Neue Anforderungen
Die internationalen ISO-Standards legen den in vielen Gesetzen geforderten Stand der Technik fest und sind deshalb eine gute Orientierung für eigene Risikobehandlungsmaßnahmen.
Aktualisierungen durch den deutschen BDEW, die österreichische E-Wirtschaft und den Schweizerischen Elektrizitätsverband
Ein weiteres Dokument mit einer langen und erfolgreichen Historie wurde ebenfalls neu herausgebracht: Das Whitepaper „Anforderungen an sichere Steuerungs- und Telekommunikationssysteme“ ist kürzlich vom deutschen BDEW, Österreichs E-Wirtschaft und dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen in der dritten Version veröffentlicht worden. Die Auslegung der OT-Netze für die Anbindung an Systeme zur Angriffserkennung ist neu hinzugekommen (4.1.13) und der Schutz vor Schadsoftware muss an geeigneter Stelle, zum Beispiel durch signatur-basierte oder Allowlisting-Lösungen erfolgen (4.3.2).
Auch ohne NIS2-Umsetzungsgesetz und -Verordnung wird die Anforderungslage zunehmend konkreter, auch und gerade bei den Themen Angriffserkennung und Schwachstellenmanagement. Noch ein Grund, mit den angesichts der Sicherheitslage sinnvollen Maßnahmen nicht bis zur Inkraftsetzung der nationalen NIS2-Umsetzungen zu warten.